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5. Juni 2024 / Comments (0)

Mozart 100 ULTRA, 01.06.2024

Bericht von Armin Blasch:

Endlich war der Tag für mein Saisonhighlight 2024, mein #projekt2k24 – der Mozart ULTRA im Rahmen der UTMB/Mozart100 Rennen gekommen.

Dieses Projekt war ein Gemeinschaftsprojekt mit meinem Arbeitskollegen und Sportfreund Johannes (Verein Atterbiker). Die Idee wurde letztes Jahr im Herbst 2023 geboren und seitdem im Detail geplant.

Nach einer konstanten und durchaus disziplinierten Vorbereitungsphase im Frühjahr, einem erfolgreichen Vorbereitungswettbewerb im Rahmen des Linz Marathons, unzähligen gemeinsamen Trainingskilometer, der Streckenbesichtigung Mozart 100 Ultra Part #1 (55 km / 3.100 hm) sowie div. „Material- und Taktikgeplänkel“ war es endlich Zeit dieses Trail- Abenteuer zu starten!

Die Vorfreude war groß und in den letzten Mai-Wochen drehte sich fast alles um dieses Rennen. Eines war uns bewusst, es wird etwas neues, abenteuerliches sowie grenzwertiges. 81 km und 4.300 hm Trail Genuss pur im schönen Salzkammergut sowie Salzburger Seenland. Start in Fuschl am See und Ziel im Zentrum der Stadt Salzburg. Unser persönliches Ziel war natürlich das Rennen konstant zu absolvieren, zu genießen und erfolgreich zu finishen!

Dazu reisten wir schon am Freitagnachmittag per Wohnmobil nach Salzburg an und richteten uns am Campingplatz in Kasern ein. Per Bus ging es dann ins Zentrum zur Startnummernabholung auf den Domplatz wo wir neben der Expo und dem Race Briefing auch noch ein Abendessen im Innenstadtlokal Augustiner Bräu München genossen. An den Start am Samstag gingen ca. 3.000 TrailrunnerInnen, von der Distanz „City Trail“ mit 9 km und 230 hm bis hin zum „Mozart 100“ mit 105 km und 5.400 hm. Man spürte das Rennfieber und diese leicht angespannte „Bewerbsluft“, jedoch nur das Wetter lies sehr zu wünschen über. Schon die Tage zu vor regnete es fast durchgehen und auch in dieser Nacht und am folgenden Renntag war nur Regenwetter vorhergesagt, keine Chance auf Besserung. Die Veranstalter entschieden sich die Streckenführung des Mozart 100 / Mozart Ultra aus Sicherheitsgründen (kalte Temperaturen, Regen und Wind) abzuändern und es ergaben sich daher für Johannes und mich eine Strecke von 80 km und 4.100 hm (Info lt. Veranstalter). Pillstein und Zwölferhorn wurde gestrichen und es ging über die Tiefbrunnau direkt auf die Sausteigalm (-200 hm / -1 km lt. Veranstalter).

Die Nacht war unruhig und kurz, viele Gedanken geisterten durch den Kopf. Man hörte den Regen auf das Wohnmobildach prasseln, um 04 Uhr läutete der Wecker. Beste Voraussetzungen für diesen langen Arbeitstag 😉

Ausrüstungs-, Ernährungs- und Bekleidungscheck wurden schon am Vorabend von uns erledigt. Nach einem schnellen Frühstück, Umziehen und nochmaliger finalen Materialprüfung ging es dann per Taxi durch das verregnete Salzburg zum Shuttlebus beim Rudolfskai. Davor brachten wir noch schnell unsere After-Race-Bags ins Race Office am Domplatz und pünktlich um 05:45 fuhr dann der Bus Richtung Start nach Fuschl am See. Bis dato lief alles nach Plan/Zeitplan… im Shuttle-Bus herrschte unheimliche Stille unter den Athleten, leichte Nervosität lag in der Luft, gesprochen wurde wenig. Auch der prognostizierte anhaltenden Regen, Wind und die kühlen Temperaturen mit 5-12  Grad für diesen Tag bis off. Zielschluss um 03 Uhr trübten unsere Stimmung nicht. Wir waren voller Vorfreude und fokussiert auf unsere Saisonhighlight 2024.

Im Startgelände in Fuschl am See hinterlegten wir dann unsere Drop Bags (Wechselzonentaschen mit Ersatzgewand) um pünktlich um 07 Uhr mit weiteren 400 AthletenInnen über die Ultra Distanz endlich ins Rennen gehen zu können. Noch ein kurzes Musikstück der ansässigen Musikkapelle und der Countdown lief. START ins Abenteuer ULTRA, Start in einen langen Tag!

Unsere Strategie war natürlich geprägt vom Teamgedanken, wir wollten es trotz Einzelstarts gemeinsam finishen. Wir pushten, motivierten, ermahnten uns gegenseitig und versuchten auch bei teilweise unterschiedlichen Tempos bergauf und bergab immer aufeinander zu warten um dieses Rennen gemeinsam zu erleben. (danke Johannes fürs warten 😉 )

Nach dem Start ging es gleich nach einem kurzen Laufstück steil bergauf Richtung Fibling und runter nach Stegmühle zu ersten Labstelle, danach weiter bei anhaltenden Regen auf den Faistenauer Schafberg zur zweiten Labstelle. Bis dato, 12,5 km und 1.181 hm auf der Uhr. Unser Rennplan: schnelle und zügige Aufstiege sowie schnelle Geh- und Laufpassagen bergab und auf der Gerade. Immer mit dabei unsere Trailrunning-Stöcke die wären des gesamten Rennens im Einsatz waren.

Lange hielten wir uns nicht bei den Labstellen auf, zu hoch die Gefahr der Unterkühlung. Wir stärkten uns immer bei den freundlichen und top organisierten Versorgungsstellen mit allem was das Läuferherz begehrte, vor allem mit einer wärmenden Suppe sowie den Näak Riegeln (auch „Nelken“ genannt, goi Johannes 😉 ) sowie ließen wir uns unsere Flasks mit unserer eigenen Ernährung (Pulver) auffüllen. Großes Lob an die freiwilligen Helfer die bei Wind und Wetter ausharten und immer mit vollem Einsatz zur Hilfe standen.

Weiter gings, nicht wie geschrieben über Pillstein und Zwölferhorn, sondern über die Ausweichroute Tiefbrunnau auf die Sausteigalm/dritte Labe (Zwischenstation Zwölferhorn) runter nach St. Gilgen in die große Labstelle (24,6 km / 1.612 hm). Dort wurden wird das erste Mal von unseren Frauen und Kindern, die auch bei Regen und Wind gut gelaunt ausharrten, in Empfang genommen.

Wir waren nach wie vor positiv und mental top fit, wir freuten uns sehr über den Support und die Stimmung war gut. Kurzer Lage- und Stimmungsbericht, auffüllen und weiter entlang des Wolfgangsees auf den Falkenstein. Von dort weiter bergab Richtung St. Wolfgang und links auf einen Steig Richtung Schafberg auf die Schafbergalm (5. Labe – 35,5 km / 2.721 hm absolviert). Der anhaltende Regen (auch schon von den letzten Tagen) machten die Wanderwege zu kleinen Bächen, Schlamm und rutschige Steine/Felsen mahnten zur Vorsicht. Es war immer volle Konzentration gefragt um zügig und sicher nach unten zu gelangen. Vorweg, wir konnten das Rennen beide ohne Sturz finishen!

Von der Schafbergalm ging es dann direkt steil hinunter Richtung Fürberg und zurück entlang des Sees nach St. Gilgen zur 6. Labstelle, bis dato hatten wir 42,6 km und 2.853 hm in 07:59 h in den Füßen!

Wir waren froh, dass wir uns auf unsere Trail-Schuhe, die Bekleidung und unser Material verlassen konnten (für dies investierten wir auch in der Vorbereitung Zeit und Geld dies sich bezahlt machte).

Nach einem kurzen Wiedersehen mit unseren Familien in St. Gilgen ging es nach Suppe/Brot/Obst/Riegel/Nüsse/Wasser über den Mozartsteig zurück Richtung Fuschl am See. Großes DANKE an Markus von meinem Verein UASC Attersee der zu meiner Überraschung in St. Gilgen auf der Strecke mit seiner Freundin auf uns wartete und anfeuerte!

Leicht gezeichnet vom andauernden Regen jedoch voll in guter Verfassung und motiviert trafen wir nach 9:17 h (50,1 km / 3.257 hm) in Fuschl am Marktplatz ein wo wir in der 7. Labe uns aufwärmten und auffüllten. Auch nutzen wir die Möglichkeit des Drop Bags um uns umzuziehen umso halbwegs trocken wieder ins Rennen gehen zu können (natürlich immer lang/lang). Begleitet und angefeuert von unseren Familien, die auch hier wieder auf uns warteten jedoch danach verdient die Heimreise antraten.

Und weiter geht’s… entlang der Westseite am Fuschlsee. 30 km und 1.000 hm warteten noch auf uns. Die Stimmung bei uns war weiterhin soweit gut jedoch machte sich eine Zehrung auf der linken Knieinnenseite bei mir, trotz prophylaktisch angelegten Kniestrumpf in Fuschl, bemerkbar.

An das geplante Laufen entlang des Sees war nun nicht zu denken, ein schneller Nordic Walking Schritt musste Abhilfe schaffen. Zu unserer Überraschung waren wir dann 15-20 min. Regenfrei unterwegs, danach aber umso intensiverer Regen und viel Wind!

Wir erreichten die Labstelle Nr. 8 in Hof um 18:44 Uhr. Die linken Knieschmerzen vergingen leider nicht und es war ein kleiner Kampf, bergauf und bergab deutlich zu spüren, bergab im schnellen Schritte erträglich.

Johannes motivierte und pushte mich, er war gefühlt immer gut gelaunt und fokussiert trotz den Strapazen. Blöde Sprüche und lustige Gespräche sowie div. Riegel und Gels heiterten die Stimmung & Verfassung auf, immer voller Fokus auf das Ziel in Salzburg. Eine geplante Zeit von unter 15 Stunden waren leider nicht mehr realistisch zu groß war die Temporeduzierung auf Grund meiner Knieprobleme sowie die andauernden schlechten Wetterbedingungen. Es ging durch Wiesen die unter Wasser standen sowie Wege und Pfade die Bäche und Schlammlawinen glichen. Das frische Gewand und das Ziel vor Augen trieb uns voran. Koppl erreichten wir nach 14:12 h (71,8 km / 4.384 hm in den Füßen, Labstelle Nr. 9). Salzburg und so das Ziel rückte immer Näher doch war es noch ein abenteuerlicher Weg bis dorthin. Es wurde dunkel und per Stirnlampe ging es nun durch Wälder, Wiesen und über kleine Berge, durch kleine Bäche per Seilversichrungen die reißende Flüsse wurden. Die Wegmarkierungen waren im Lichtkegel der Stirnlampe immer gut sichtbar die Orientierung auf Grund von Dunkelheit, Regen und Wind herausfordernd.

So erreichten wir bei kalten Temperaturen zw. 1-5 Grad die Labstelle Nr. 10 kurz vor dem Nockstein (die vorletzte „Bergetappe“). Die Temperaturen, Starkregen und Wind zwangen uns sich nur mit den nötigsten zu versorgen um sofort auf den Nockstein aufzusteigen. Andere Athleten ua. mit kurzen Hosen kämpften mit der Kälte oder gesundheitlichen Problemen und mussten teilweise aufgeben.

Am Nockstein, der schnell erreicht war, versuchten wir auf Grund von starkem Wind und Regen sofort den geplanten und markierten Abstieg vorzunehmen. Immer begleitet von anderen Athleten die teilweise keine funktionierende Stirnlampe mehr trugen. Mein ständiger Begleiter waren die Knieschmerzen die nicht nachließen, der Wille und die mentale Kraft waren jedoch stärker, zusätzlich motiviert durch Johannes der hier eine sehr wichtige Stütze war.

Immer nur nach vorne blicken -> Richtung Ziel, zur letzten Labstelle 11. in der Stadt Salzburg kurz vorm letzten Anstieg auf den Kapuzinerberg der mit vielen Stufen und rutschigen Passagen nochmal alles forderte. Das Stiegensteigen rauf und runter war beschwerlich doch es gab keinen Weg zurück, der Punkt den Schmerz auszublenden war erreicht, die Freude und Erleichterung waren auf 100% und wir liefen bei strömenden Regen, angefeuert von einigen hartgesottenen Zusehern, mit einer Zeit von 16:54:33 h nach 80 km / 4.100 hm in den Zielkanal am Kapitelplatz ein, 5 min. vor Mitternacht. FINISH!

(402 Starter / 331 Finisher / 71 DNF) – unsere Platzierungen 294. und 295.

Wir klatschen uns ab, umarmende uns und stießen mit einem alkoholfreien Bier in der Ziellabe auf unseren Erfolg an. Uns wurde jetzt kalt, schnell noch was zu sich nehmen und dann gleich Richtung Wechselgewand und Dusche. (die jedoch leider schon vom Veranstalter geschlossen war oder so, warum auch immer?)

So fuhren wir nach Abholung unseres After Race sowie Drop Bags im Zielbereich prompt mit dem Taxi zum Campingplatz wo die Sanitäranlagen Gott sei Dank auch nach Mitternacht noch geöffnet hatten. Das tat gut!

Kurze After Race Party im Wohnmobil und dann um 03 Uhr ins Bett …. was für ein gemeinsames Abenteuer und was für ein körperlicher und mentaler Kraftakt.

An dieser Stelle ein großes DANKE vor allem an

  • meinem Trail Buddy Johannes für das gemeinsame Erlebnis, der noch mehr Kraft wie ich in den Füßen hatte jedoch immer auf mich schaute und motivierte! NO TEAM NO FINISH!
  • unsere Familien die uns, trotz widriger Bedingungen, an der Strecke anfeuerten und unterstützten
  • die Freunde und Sport Community zu Hause und Online für die Nachrichten, Motivationssprüche und Gratulationen
  • Melasan Sport für die tolle Ernährungsunterstützung

Jetzt heißt es Regenieren und die Füße hochlegen, den Sommer genießen, wieder in den normalen Lauf-Trainingsrythmus zu finden und noch kleine Bewerbe sowie meinen Saisonabschluss am Wolfgangsee zu absolvieren.

Zusammenfassend: der Schlüssel zum Erfolg neben Vorbereitung, Material und Ernährung war auf jeden Fall der perfekte Laufpartner sowie die 55 km Teilstreckenbesichtigung im Mai bei identen Wetterbedingungen!

#staytrained

Last modified: 5. Juni 2024

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